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„Meine Cholesterinwerte sind erhöht!“ Viele Menschen erschrecken, wenn der Bluttest einen erhöhten Spiegel aufweist. In den letzten Jahren ist dieser Begriff viel diskutiert worden. Aber was sagt er eigentlich wirklich aus? Gibt es tatsächlich ein „gutes“ und ein „schlechtes“ Cholesterin? Und: Ist ein hoher Cholesterinspiegel immer gleich schädlich? Viele Fragen rund um das Thema Blutfette – die folgenden Infos sollen Ihnen helfen, das Thema besser zu verstehen.

Was ist Cholesterin?

Cholesterin ist eine fettähnliche Substanz; zusammen mit den Triglyzeriden und den Transfettsäuren zählt es zu den sogenannten Blutfetten, im Fachjargon auch Lipide genannt.

Der Begriff Cholesterin – der chemisch korrekte Ausdruck ist Cholesterol – setzt sich aus den beiden griechischen Wörtern cholé, zu Deutsch „Galle“, und stereós, „fest, verhärtet“, zusammen. Der Stoff wurde als erstes in Gallensteinen entdeckt, daher der Name.

Was macht Cholesterin im Körper?

Cholesterin ist Bestandteil unserer Zellwände und wird zur Herstellung von Hormonen benötigt. Auch  zur Bildung von Gallensäuren braucht der Körper Cholesterin; es dient damit unter anderem der Fettverdauung. Zudem ist Cholesterin eine Vorstufe des Vitamin D, was für den Aufbau gesunder, starker Knochen wichtig ist.

Wie wird es gebildet?

Cholesterin wird zum größten Teil vom Körper selbst produziert, vor allem in der Leber, aber auch im Darm. Nur ein geringer Teil muss dem Körper über die Nahrung zugeführt werden. Nimmt der Mensch viel Cholesterin über die Nahrung zu sich, produziert der Körper selbst weniger Cholesterin.

Cholesterin ist Bestandteil tierischer Nahrung und vor allem in Eigelb, Innereien, Fleisch- und Milchprodukten enthalten. Aber auch in Sardinen oder Tintenfisch, Krusten- und Schalentieren wie Muscheln oder Krebse ist sehr viel Cholesterin zu finden. Gemüse und Obst, Kartoffeln und Hülsenfrüchte enthalten dagegen überhaupt kein Cholesterin.

HDL- und LDL-Cholesterin

Cholesterin wird über das Blut zu seinem jeweiligen Bestimmungsort transportiert. Damit es sich im Blut auflöst, wird es mit einem Mantel aus Eiweiß umgeben – es wird zu einem Fett-Eiweiß-Molekül, auch Lipoprotein genannt. Lipoproteine sind unterschiedlich aufgebaut und werden je nach ihrer Dichte als HDL- oder LDL-Cholesterin bezeichnet.

Das LDL-Cholesterin oder „Low Density Lipoprotein“ wird über das Blut an Zellen und Organe abgegeben und dort umgewandelt. Das HDL-Cholesterin oder „High Density Lipoprotein“  nimmt das Cholesterin aus Gewebe, Organen und im Blut auf und transportiert es zurück zur Leber. Dort wird es an die Galle abgegeben und über den Darm ausgeschieden.

Gutes oder schlechtes Cholesterin?

Es ist tatsächlich so: Das LDL-Cholesterin liefert Cholesterin und kann sich an den Gefäßwänden absetzen; es wird daher häufig als „schlechtes Cholesterin“ bezeichnet. Das HDL-Cholesterin holt das Cholesterin zurück zur Leber, wo es wieder abgebaut wird; aus diesem Grund heißt es oft auch „gutes Cholesterin“.

Normale und erhöhte Werte

Welcher Cholesterinwert im Blut als „normal“ gilt, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, etwa vom Geschlecht, vom Alter, von Risikofaktoren wie Blutdruck, Alkohol- oder Zigarettenkonsum, dem Körpergewicht, Ernährungsgewohnheiten oder der sportlichen Betätigung. Auch das Verhältnis zwischen HDL- und LDL-Cholesterin spielt eine wichtige Rolle, da das „gute“ HDL das „schlechte“ LDL in gewissem Maße reguliert.

Es gibt aber sogenannte Richtwerte, an denen Sie sich orientieren können: So sollte beispielsweise ein gesunder junger Erwachsener nicht viel mehr als 200 mg/dl Gesamtcholesterin im Blut haben. Dabei werden der HDL- und der LDL-Wert zusammengezählt. Hat eine Person bereits eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder einen Diabetes, zählt er zur sogenannten Risikogruppe; in diesem Fall sollte der LDL-Wert im Blut unter 70 mg/dl liegen.

Insgesamt gilt: Je mehr Risikofaktoren vorliegen, desto geringer sollte der LDL-Wert sein. Welcher Wert erreicht werde sollte, entscheidet letztendlich Ihr Arzt.

Erhöhter Spiegel

Ist der Cholesteringehalt im Blut zu hoch, spricht man im Fachjargon von Hypercholesterinämie. Das kann verschiedene Folgen haben: Man geht davon aus, dass es durch die Ablagerung des LDL an den Gefäßwänden in Form von Plaques zu einer Verkalkung der Arterien (Atherosklerose) und sukzessive zu einem Gefäßverschluss kommen kann, was das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöht.

Es gibt unterschiedliche Ursachen für einen erhöhten Cholesterinspiegel. Bei der selteneren, primären oder auch familiären Hypercholesterinämie ist ein Gendefekt für den erhöhten Cholesterinspiegel verantwortlich. Die weitaus häufigere Form ist die sekundäre Hypercholesterinämie. Sie wird durch Risikofaktoren wie einen ungesunden Lebensstil oder Übergewicht, aber auch durch bestimmte Erkrankungen wie etwa Diabetes ausgelöst.

Wie merke ich das?

Einen erhöhten Cholesterinspiegel im Blut spüren Sie nicht unmittelbar. Den können Sie nur über eine Blutuntersuchung feststellen. Was Sie merken, sind meist die Auswirkungen – auf Herz, Kreislauf und Gefäße, ausgelöst durch die sich über Jahre schleichend entwickelnde Gefäßverengung: Typische Beschwerden sind dann beispielsweise Brustenge, Schwindel und im Ernstfall ein Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Couchpotato oder Sportskanone – bin ich gefährdet?

Um herauszufinden, ob Sie selbst gefährdet sind, durch einen erhöhten Cholesterinspiegel später an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu leiden, können Sie Ihr individuelles Risiko abschätzen lassen.

Es empfiehlt sich, bei Männern ab 45 und bei Frauen ab 50 Jahren regelmäßig das Cholesterin im Blut messen zu lassen. Bei der Bestimmung der Blutfettwerte werden neben dem Gesamtcholesterin noch folgende Werte gemessen: das HDL, das LDL und die sogenannten Triglyzeride. Dazu stellt Ihnen der Arzt in der Regel einige Fragen zu Ihren Lebensumständen, etwa:

  • Wie alt sind Sie?
  • Gab oder gibt es in der engeren Verwandtschaft Herzerkrankungen?
  • Wie sind Ihre Lebensumstände (Rauchen, Alkohol, Gewicht, Bewegung, Ernährung, Stress)?
  • Leiden Sie an Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck?

Aus Ihren Blutfettwerten und anhand Ihrer allgemeinen Verfassung wird der Arzt anschließend bewerten, ob Sie zur sogenannten Risikogruppe gehören – soll heißen: wie wahrscheinlich es ist, dass Sie in den nächsten zehn Jahren an einem schwerwiegenden oder sogar tödlichen Herz-Kreislauf-Leiden erkranken werden. Man nennt das auch das Zehn-Jahres-Risiko.

Was tun?

Sie gehören zur Risikogruppe? Im persönlichen Gespräch mit Ihnen wird der Arzt entscheiden, welche Maßnahmen sinnvoll sind. Häufig besteht die Behandlung aus einem Mix: Ihr Arzt wird Ihnen möglicherweise eine Änderung Ihres derzeitigen Lebensstils empfehlen. Zählen Sie zu den Patienten mit hohem bis sehr hohem Risiko, wird er in der Regel zusätzlich zu einer individuellen Therapie mit cholesterinsenkenden Medikamenten raten: Das sind meist sogenannte Statine (zum Beispiel Pravastatin, Rosuvastatin oder Simvastatin), auch CSE-Hemmer genannt, die die körpereigene Produktion von Cholesterin drosseln.

Die gute Nachricht: Sie können in der Regel selbst viel tun, etwa mit dem Rauchen aufhören, Übergewicht und übermäßigen Stress abbauen, Ausdauersport treiben. Ob spazierengehen oder walken, rudern oder Rad fahren, im Sommer schwimmen oder im Winter langlaufen, ist dabei letztendlich egal – suchen Sie sich das raus, was Ihnen Spaß macht und Ihrem Körper guttut. Wichtig ist: Bleiben Sie dran – mindestens dreimal die Woche eine halbe Stunde.

Ein Herz fürs Herz

Tipp: Pflegen Sie einen herzfreundlichen Lebensstil! Dazu gehören ausreichend Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und der Verzicht auf Nikotin- und übermäßigen Alkoholgenuss. Das fördert Ihr Herz-Kreislauf-System und senkt den Cholesterinspiegel. Und ganz davon abgesehen: Sie fühlen sich einfach besser!