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Es zieht und drückt, sticht oder pocht – Schmerzen sind unangenehme Zeitgenossen. Ob im Nacken oder Rücken, Bauch, Zahn oder Kopf: Geschätzt geht jeder fünfte Deutsche wegen dauerhafter Schmerzen zum Arzt. Aber was sind eigentlich Schmerzen? Wie entstehen sie und was kann man dagegen tun? Und: Warum empfindet sie jeder anders? Viele Infos rund um ein schmerzhaftes Thema finden Sie hier.

Was sind Schmerzen?

Schmerzen sind eine unangenehme Sinneswahrnehmung, die unserem Körper anzeigt, dass etwas nicht in Ordnung ist. Schmerzen weisen entweder auf eine akute Verletzung oder auf eine Erkrankung unseres Körpers hin. Letztendlich sind Schmerzen für uns Menschen also überlebenswichtig – zumindest die akuten. Wer schon mal auf eine heiße Herdplatte gelangt oder sich den Arm gebrochen hat, ist froh, dass sein Körper ihm blitzschnell signalisiert hat, dass „Not am Mann“ ist  – Schmerzen warnen uns und bewahren uns damit vor schlimmeren Erkrankungen oder Verletzungen.

Wie entstehen Schmerzen?

Auf unserer Haut gibt es zahlreiche Schmerzrezeptoren, die über Nervenbahnen unserem zentralen Nervensystem melden, wenn Gefahr im Verzug ist – etwa wenn eine Verletzung aufgetreten ist oder dem Körper Schaden droht. Die Schmerzrezeptoren reagieren dabei auf Temperatur ebenso wie auf chemische oder mechanische Reize: zu starke Hitze oder Kälte, eine ätzende Säure oder zu hohen Druck. Unser Rückenmark reagiert zunächst reflexartig auf den Schmerzreiz – indem sich unsere Muskeln schnell anspannen und beispielsweise unsere Hand von der heißen Herdplatte ziehen. Gleichzeitig wird der Reiz über das Rückenmark ans Gehirn weitergeleitet, dort verarbeitet und dem Körper zurückgemeldet, dass etwas nicht stimmt: Die verbrannte Stelle tut weh.

Schmerz ist nicht gleich Schmerz: Welche Arten gibt es?

Zunächst kommt es auf die Dauer des Schmerzes an: Ein Schmerz, der aufgrund einer bestimmten Ursache auftritt und bald wieder abklingt, wird als akuter Schmerz bezeichnet. Hält ein Schmerz über längere Zeit an – Fachleute diskutieren Zeiträume zwischen drei und sechs Monaten – spricht man von chronischem Schmerz.

Akut oder chronisch – Schmerzen hinterlassen Spuren

Ein akuter Schmerz hat eine klare Ursache; die kann man meist auch gut behandeln – der Schmerz klingt wieder ab. Manchmal hören die Rezeptoren jedoch nicht auf und leiten ständig weiter elektrische Signale ans Gehirn. Die Schmerzrezeptoren werden immer empfindlicher, sodass sie auch bereits bei einer geringeren Einwirkung senden. Irgendwann ist gar keine Ursache mehr nötig – die Nerven feuern ununterbrochen Schmerzsignale. Der Schmerz hat sich verselbstständigt und das Gehirn ein sogenanntes Schmerzgedächtnis entwickelt. Dann spricht man von chronischen Schmerzen.

Wie beschreibt man einen Schmerz? Patienten sprechen häufig eine sensorische Qualität an: das kann „brennend“ oder „stechend“, „dumpf“ oder „hell“, „ziehend“ oder „pochend“ sein. Manchmal werden Schmerzen subjektiv auch einfach als „lähmend“ oder „unerträglich“ bezeichnet. Betroffene, die unter Migräne leiden, sprechen beispielsweise häufig von einem „pulsierenden“ oder „krampfartigen“ Kopfschmerz.

Akute Schmerzen werden häufig nach dem Ort ihres Auftretens benannt: So klagen Betroffene etwa über Rücken- oder Kopf-, Gelenk- oder Zahnschmerzen. Auch nach ihrer Ursache kann man sie unterteilen: Schmerzen sind unterschiedlich, je nachdem ob sie von einer Entzündung oder einer Verletzung, einem Tumor oder eventuell sogar einer psychischen Erkrankung herrühren.

Für die Diagnose ist auch wichtig, unter welchen Umständen der Schmerz auftritt, so etwa im Ruhezustand oder eher bei Bewegung, sowie was ihn letztendlich auslöst: etwa wenn der Arzt auf die entsprechende Stelle drückt, dehnt, daran zieht oder darauf klopft. Viele Betroffene kennen den sogenannten „Loslassschmerz“ bei einer akuten Blinddarmentzündung.

Schmerzen nicht aushalten

Wenn Sie akut starke Schmerzen haben oder über längere Zeit immer wieder Schmerzen auftreten, spielen Sie nicht Indianer! Was Schmerzen angeht, kann man sich nicht „abhärten“, im Gegenteil: Inzwischen weiß man, dass Schmerzen chronisch werden können, wenn man sie nicht frühzeitig behandelt. Lassen Sie Schmerzen daher besser vom Arzt abklären.

Wie misst man Schmerzen?

Wo der eine schon jammert, lässt das die andere noch kalt: Schmerzen werden von jedem Menschen anders empfunden. Woran das liegt? Man diskutiert sowohl genetische Faktoren als auch soziale und psychisch bedingte. Beispielsweise schüttet unser Körper in Stresssituationen Endorphine aus, die unser Schmerzempfinden dämpfen.

Da Schmerzen sehr subjektiv sind und jeder Mensch ein anderes Schmerzempfinden hat, ist es schwierig, hier ein geeignetes Maß zu finden. Bewährt haben sich Schmerzskalen oder auch Fragebögen. Der Arzt fragt Sie beispielsweise: „ Wie würden Sie Ihren Schmerz auf einer Skala von 0–10 beschreiben, wenn Null keine Beschwerden und zehn die größtmöglich vorstellbaren Schmerzen bedeuten?“.

Bei chronischen Schmerzen werden Betroffene häufig aufgefordert, über einen längeren Zeitraum ein sogenanntes Schmerztagebuch zu führen, in dem sie genau festhalten, wann und wie lange sie welchen Schmerz empfunden haben.

Bei Säuglingen und Kleinkindern wird meist die KUSS-Skala verwendet (kurz KUSS für „Kindliche Unbehagens- und Schmerz-Skala“); dabei beurteilt der Arzt die Schmerzen anhand Mimik, Gestik und Körperhaltung: Weint oder stöhnt das Kind? Ist es unruhig? Verkrampft es die Beine oder den Rumpf?

Was tun bei Schmerzen?

So vielseitig wie die Schmerzen sind, so unterschiedlich verläuft auch deren Behandlung. Ihr Arzt wird Sie daher detailliert zu Ihrer Krankengeschichte befragen und eine körperliche Untersuchung vornehmen.

Bei akuten Schmerzen wird anschließend zunächst die Ursache behandelt: Eine Brandverletzung wird desinfiziert und mit einer kühlenden und heilenden Salbe versorgt; ein Bruch wird ruhiggestellt; Gegen die Schmerzen werden unterschiedlichste Medikamente gegeben: In Abhängigkeit von deren Intensität wird dabei nach dem sogenannten WHO-Stufenschema vorgegangen.

Das WHO-Stufenschema bei Schmerzen

Bei der Behandlung akuter und chronischer Schmerzen geht der Arzt in Abhängigkeit von der Stärke der Schmerzen – leicht, mittelstark oder stark – in drei Stufen vor.

Stufe I: Bei leichten Schmerzen oder Fieber erhalten Sie zunächst schmerzlindernde und fiebersenkende Medikamente, die als Wirkstoff etwa Paracetamol enthalten. Reicht das nicht aus, werden zusätzlich sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR oder engl. NSAID) gegeben. Dazu gehören unter anderem Ibuprofen, Diclofenac oder Acetylsalicylsäure; sie wirken schmerzlindernd und zusätzlich auch entzündungshemmend. Diese Wirkstoffe sind in der Selbstmedikation erhältlich. Verschwinden die Schmerzen damit noch nicht vollständig, können Schmerzmittel der Stufe 2 gegeben werden.

Stufe II: Bei mittelstarken Schmerzen werden bereits schwache Opioide eingesetzt. Diese sind verschreibungspflichtig.

Stufe III: Bei starken Schmerzen kommen starke Opioide zum Einsatz; sie unterliegen dem Betäubungsmittelgesetz und dürfen nur vom Arzt über ein spezielles Betäubungsmittelrezept verschrieben werden.   

Der Hammer im Kopf – was tun bei Migräne?

Migräne ist eine neurologische Erkrankung, bei der anfallsartig immer wieder pulsierende, pochende Kopfschmerzen auftreten, die von einigen Stunden bis zu mehreren Tagen andauern können. Meist sind die Kopfschmerzen noch von anderen Beschwerden wie Übelkeit, Licht- oder Geräuschempfindlichkeit begleitet. Bei manchen Betroffenen kündigt sich ein Anfall mit bestimmten Symptomen wie etwa Sehstörungen an, man spricht dann von einer Aura.

Migräne zählt zu den primären Kopfschmerzerkrankungen, das heißt, der Kopfschmerz ist nicht die Folge einer anderen Erkrankung. Der Arzt geht bei der Behandlung nicht nach dem WHO-Schema vor. Die Schmerzen werden zwar zunächst auch mit nichtsteroidalen Wirkstoffen (NSAR) wie zum Beispiel Ibuprofen behandelt, dazu kommen dann jedoch spezielle Migränemedikamente, die sogenannten Triptane, die ganz gezielt im Gehirn ihre Wirkung entfalten. Manche Menschen leiden nur in einer bestimmten Lebensphase unter Migräne, bei anderen kann die Krankheit chronisch werden.  

Schmerzbehandlung für Schmerzpatienten

Wenn Sie seit langer Zeit von chronischen Schmerzen geplagt werden, ist es für Sie ganz wichtig zu verstehen, was mit Ihrem Körper passiert. Ihr Arzt kann Ihnen spezielle Programme vorschlagen, die Ihnen helfen, chronische Schmerzen besser zu bewältigen. Wichtig ist es, dass Sie dabei lernen, sich von der ständigen Medikamenteneinnahme zu lösen. Ihr Körper lernt stattdessen, sein Schmerzempfinden wieder auf ein normales Level herunterzufahren.

Mit dem Schmerz leben lernen

Vielleicht helfen in Ihrem Fall spezielle Entspannungstechniken wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung, um die Schmerzen in den Griff zu bekommen. Darüber hinaus wird von manchen Ärzten auch Akupunktur, Massage, Physiotherapie oder die sogenannte transkutane elektrische Nervenstimulation, kurz TENS, empfohlen. Lassen Sie sich in jedem Fall eingehend beraten und probieren Sie verschiedene Techniken aus. Wichtig ist, dass Sie Geduld mit sich selbst haben, um letztendlich das zu finden, was zu Ihnen passt und gegen Ihre Schmerzen hilft.